Gefangen, verschleppt, versklavt: Bestseller-Autorin Mende Nazer kommt nach Karlsruhe

Die Bestseller-Autorin Mende Nazer bei einer Signierstunde im Konzerthaus Karlsruhe.
Die Bestseller-Autorin Mende Nazer bei einer Signierstunde im Konzerthaus Karlsruhe.

Was muss das für ein Gefühl sein für ein 12-jähriges Mädchen, das bei einem Überfall auf sein Dorf im Sudan verschleppt und als Sklavin verkauft wird? Aus der Familie gerissen zu werden, seine Freiheit zu verlieren und von heute auf morgen unterdrückt und ausgebeutet zu werden? Tagtäglich den schlimmsten Misshandlungen ausgesetzt zu sein?

 

Dieses grausame Schicksal ereilte Mende Nazer im Jahr 1993. Die heutige Bestseller-Autorin wurde im Stamm der Karko in den Nuba-Bergen, im Sudan geboren. Ihr genaues Geburtsdatum ist unbekannt (die Nuba erstellen keine Geburtsurkunden), müsste aber ungefähr im Jahr 1981 liegen. Sie hatte eine idyllische Kindheit und wuchs mit ihrer Familie in einem typischen Dorf heran, wo Kühe und Landwirtschaft den Lebensunterhalt darstellten, so wie es dort seit Hunderten von Jahren üblich war. So wuchs sie auf, bis zu diesem Tag, der ihr Leben schlagartig verändern sollte. 

Auf dem Höhepunkt des Bürgerkrieges im Sudan, als Mende ungefähr 12 Jahre alt war, wurde ihr Dorf von arabischen Angreifern überfallen. Sie brannten das Dorf nieder, metzelten viele Einwohner nieder und entführten die kleinen Kinder. Mende war eines von ca. 30 weiteren kleinen Kindern, die entführt wurden. Zuerst wurde sie von ihren Entführern vergewaltigt und danach in die Sklaverei verkauft. Nachdem sie mehrmals den Besitzer gewechselt hatte, wurde sie schließlich gekauft, um als Sklavin in einer reichen arabischen Familie in Khartum zu dienen.

 

In ihrer Biographie "Slave" beschreibt Mende Nazer weiter, wie sie von Khartum weiterverkauft und rund acht Jahre lang zu einem Leben als Sklavin in einem wohlhabenden Haushalt gezwungen wurde. Schließlich wurde sie von ihrer Herrin an deren Schwester weitergegeben, die in London als Frau eines sudanesischen Diplomaten lebte. Mende Nazers Sklavendasein setzte sich im Haus jenes Diplomaten fort. Im Jahr 2000 gelang ihr mit Hilfe anderer Stammesangehöriger die Flucht. Mit Hilfe von Damien Lewis, einem britischen Journalisten und Sudan-Experten, entstand ihre Autobiographie, die dann von der BBC mit dem Titel "I am Slave" verfilmt wurde.

 

In Karlsruhe ist Mende Nazer ein gern gesehener internationaler Gast: Die Bestseller-Autorin, deren Autobiographie in 36 Sprachen übersetzt wurde, kommt am Freitag, 24. Juni, wieder einmal eigens in die Fächerstadt, um beim öffentlichen Filmabend „I am slave“ zugunsten der Mende Nazer Foundation mit Sitz in Karlsruhe persönlich dabei zu sein. Mende Nazer, die heute in New York lebt, reist um die ganze Welt, um ihre Lebensgeschichte von der Sklavin zur freien Bestseller-Autorin zu erzählen. 

 

Für ihr heutiges Lebensziel, den Kindern in den Nuba-Bergen eine Schulbildung zu ermöglichen, hat Mende Nazer weltweit, auch in Karlsruhe, Unterstützer gefunden. Die Benefizveranstaltung – eine Kooperationsveranstaltung der Mende Nazer Foundation, des Filmboard Karlsruhe e. V. und des Stadtmedienzentrums Karlsruhe am Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ) – findet im Landesmedienzentrum Baden-Württemberg in der Moltkestraße 64 am 24. Juni um 18 Uhr statt. 

 

 

Der Eintritt zu dem Benefiz-Filmabend ist frei. Um SPENDEN für die internationale Mende Nazer Stiftung wird gebeten.

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