"Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht. Und Gott sah, daß das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht." (Psalm 33.9) (2. Korinther 4.6). Schon in der Bibel wussten die Autoren, wie wichtig Licht und Schatten sind für eine pathetische Stimmung und gerade in der Kunst, insbesondere in Malerei, Fotografie und Film, spielt Licht so eine gewaltige Rolle.
Durch den gezielten Lichteinsatz können die Emotionen, die eine Szenerie vermitteln sollen, herausgearbeitet und unterstrichen werden, sodass Produzenten ein besonderes Augenmerk auf die Lichtsetzung ihrer Werke legen sollten. Fachbuchautor Achim Dunker hat mit seinem neuen Buch "Portrait Lighting for Photo, TV and Cinema" ein wertvolles Nachschlagewerk für das richtige Lichtsetting für unterschiedliche Stimmungen geschaffen. In 100 Aufbauten wird anschaulich vermittelt, wie man das ideale Ergebnis erzielt. Ein Werk, das in keinem Regal professioneller Film- und Medienschaffender fehlen sollte!
Nach einer Darstellung der zentralen Lichtelemente wie Grundlicht, Führungslicht, Spitzlicht oder Aufhellung, die ausschlaggebend auf eine Bildkomposition wirken, zeigt Dunker zu Beginn am Beispiel seines 10-Euro-Studios, wie schon mit wenigen Mitteln, dafür aber mit dem entsprechenden Know-How, ein qualitativ hochwertiges Ergebnis erzielt werden kann. So steigert er in seinen Settings immer weiter die lichttechnische Ausstattung und visualisiert, wie sich entsprechende Ausleuchtungsvarianten auf das Bild auswirken. Das Buch zeichnet sich hierbei durch seine Kompaktheit aus, was aber dann auch eine intensivere Beschäftigung mit der Materie "Lichtgestaltung" erfordert. Die einzelnen Settings werden zum einen schematisch dargestellt, zum anderen dann auch in ihrer praktischen Ausführung mit insgesamt 500 Bildern visualisiert.
Hierdurch wird augenblicklich beim geneigten Leser auf spielerische Weise der innere Drang erzeugt, die dargestellten Settings in der Praxis anzuwenden, was natürlich das erforderliche Equipment, die kreative Gestaltungsfreude und idealerweise auch eine passende Geschichte erfordert, die es zu erzählen und visuell zu umrahmen gilt. So macht das Buch von der ersten Minute an richtig Freude und man verschlingt das Werk in kürzester Zeit - zum ersten Mal. Denn ist es ein Praxishandbuch, das einfordert, sich mit den einzelnen Settings in deren Umsetzung intensiver zu beschäftigen, zu experimentieren und das Gelernte dann auch auf eine konkrete Bildkompositionen anzuwenden.
Bemerkenswert ist auch der Ansatz, dass Achim Dunker das Buch gleich in sieben Sprachen verfasst hat, neben Deutsch und Englisch liefert er auch gleich die Erklärungen noch zusätzlich auf Spanisch, Französisch, Italienisch, Russisch und Chinesisch mit. So wird "Portrait Lighting" zu einem hilfreichen Nachschlagewerk auf internationaler Ebene. Ein spannender Ansatz, der gut gelingt!
Schritt für Schritt nähert sich Dunker immer komplexeren Ausleuchtungssituationen an und demonstriert eindringlich, wie durch den entsprechenden Lichteinsatz selbst aus profanen Räumen stimmungsvolle Licht- und Schattenspiele heraus geholt werden können. Nur allzu oft beobachte ich in meiner Arbeit als Filmfestivalleiter doch gerade in No- und selbst in Low-Budget-Filmproduktionen, wie wenig nur oftmals wert auf eine kontextuelle und sinnvolle Ausleuchtung der Szenerie gelegt wird und so dem Zuschauer eine lieblose und so auch langweilige Lichtstimmung präsentiert wird, die das Ergebnis unbefriedigend schmälert.
Sicherlich dauert eine entsprechend gute Ausleuchtung des Sets ihre Zeit, doch diese sollte man sich nehmen und mit dem entsprechenden Wissen ist dies auch gar nicht so schwierig. Hier gibt Dunker immer wieder wertvolle Tipps, gerade auch zu den Auswirkungen des Lichts durch die jeweilige Position oder die Wahl der Lichttemperatur. Selbst skizzenhafte Vorschlagsposen für Models oder Schauspieler liefert er am Ende des Buches. Zudem beantwortet er Fragen wie: "Was sollte bei Bluebox- oder Greenbox-Aufnahmen beachtet werden?", "Wie wirken Lichtreflexionen auf die Pupillen der Schauspieler?" oder "Wie leuchtet man ein Gesicht im Rambrandt-Stil und wie im Raphael-Stil aus?" Achim Dunker versteht das Licht-Kunsthandwerk nahezu poetisch und so zaubert er faszinierende Resultate, genial ob ihrer Einfachheit und emotionalen Plausibilität.
"Portrait Lighting" ist leicht verständlich verfasst, klar strukturiert und zeichnet sich durch seine präzisen Darstellungen aus, die dem Leser aber ein gewisses Maß an Eigeninitiative der praktischen Verinnerlichung abverlangt. Und wer sich noch für eine intensivere Auseinandersetzung mit lichtgestalterischen Fragestellungen interessiert, dem sei zuletzt natürlich auch noch ein Klassiker angedient, der ebenfalls aus Achim Dunkers der Feder stammt: "Die chinesische Sonne scheint immer von unten". Ebenfalls absolut empfehlenswert!
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