Auf zur Revolution: Viele junge Menschen würden sich an einem Aufstand gegen die Macht beteiligen

Der Job als Brötchenerwerb oder zur Selbstverwirklichung? Geht es nach den Ergebnissen der Studie von BR, ZDF und dem SWR, betrachten jungen Menschen ihre Tätigkeit ganz pragmatisch. Es geht ihnen beim Job schlichtweg nur ums Geld verdienen. Dabei bleibt die Höhe der Bezahlung bei den meisten hinter den eigenen Vorstellungen zurück, kein weiter verwunderliches Ergebnis, denn wer möchte nicht mehr verdienen im Leben?

 

Aber auch das Bildungssystem wird kritisch gesehen. Die wenigsten Befragten meinen, dass sie von der Schule auf den Ernst des Lebens, sprich: den Beruf vorbereitet werden. Eng damit verknüpft ist die Meinung, dass das Bildungssystem ein wesentlicher Indikator dafür ist, dass die Ungleichheit in Deutschland zunimmt. Besonders bemerkenswert ist, dass mit 42 Prozent nur etwas weniger als die Hälfte meinen, dass sie sich an einem Aufstand gegen die Macht beteiligen würden. Hier deuten sich gesellschaftliche Schieflagen ab, denen Staat und Politik unbedingt entgegen wirken sollten, damit die Lage nicht weiter eskaliert.

Die große Mehrheit der jungen Deutschen arbeitet in erster Linie, um Geld zu verdienen und nicht, um sich selbst zu verwirklichen. Mit den eigenen Tätigkeitsfeldern sind die Deutschen zwischen 18 und 34 Jahren dennoch überwiegend zufrieden, mit der Bezahlung hingegen nicht. Auffallend schlecht benotet wird das Bildungssystem, welches als praxisfremd und ungerecht angesehen wird. Dies sind Ergebnisse aus der europaweiten Studie „Generation What?" zur Lebenswelt junger Menschen, an der sich bisher mehr als 920.000 Menschen aus 35 Ländern beteiligt haben. Die Studie läuft noch bis November, in einem Zwischenschritt hat das Sinus-Institut anhand einer repräsentativen Stichprobe die deutschen Ergebnisse für den Themenkomplex „Arbeit & Bildung“ bereits analysiert.

 

Für viele Deutsche ist Arbeit nicht wirklich wichtig

 

Ein interessantes Bild zeigt sich bei der Frage zum Stellenwert der Arbeit für das eigene Leben: Weniger als die Hälfte der berufstätigen Befragten, nämlich 43 Prozent, empfinden ihre Arbeit momentan als wirklich wichtig oder sogar sehr wichtig. 16 Prozent dagegen sagen, dass ihnen ihre Arbeit nicht oder sogar überhaupt nicht wichtig ist. Die restlichen 41 Prozent bewegen sich zwischen diesen Polen.

 

Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang der Blick auf die Motivation für die Arbeit: Lediglich 38 Prozent sehen in ihrer Arbeit eine Möglichkeit zur Selbstverwirklichung, 60 Prozent dagegen primär eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Eine Rolle spielt in dieser Frage offenbar auch das Bildungsniveau: Von den Befragten mit hoher Bildung nennt immerhin die Hälfte die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung als wichtige Motivation. Unter den weniger Gebildeten ist dies nur bei 35 Prozent der Fall.

 

Insgesamt 59 Prozent der Berufstätigen sind dabei im Großen und Ganzen zufrieden mit ihrem Job. Zehn Prozent sind dagegen überhaupt nicht zufrieden mit ihrem Job. Hinsichtlich der Zufriedenheit mit der eigenen Bezahlung zeigt sich gleichfalls ein Unterschied zwischen den Bildungsniveaus. Sind von den Studienteilnehmern mit niedrigem oder mittlerem Schulabschluss nur 23 bzw. 21 Prozent mit ihrer Bezahlung einverstanden, fühlen sich bei den Hochgebildeten immerhin 30 Prozent angemessen entlohnt.

 

Interessant ist außerdem die Antwort auf die Frage, ob in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit deutsche Staatsbürger auf dem Arbeitsmarkt bevorzugt werden sollten. Ein solcher Vorschlag stößt bei einer breiten Mehrheit von 69 Prozent auf Ablehnung, wobei es auch hier Differenzen gibt: Von den Befragten mit formal niedrigem Bildungsniveau lehnen 64 Prozent eine Bevorzugung deutscher Staatsbürger ab, bei den formal Hochgebildeten sind es 80 Prozent.

 

Schlechte Noten für das Bildungssystem

 

Keine sehr hohe Meinung hat die junge Generation vom Bildungssystem in Deutschland. Dieses erhält fast durchwegs schlechte Noten. Nur ein Prozent der Befragten glaubt, dass das Bildungssystem sie gut auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. 26 Prozent stimmen dem im Großen und Ganzen zu. 45 Prozent dagegen fühlen sich eher nicht für das Arbeitsleben gerüstet, 26 Prozent sogar überhaupt nicht. Auffällig dabei ist, dass insbesondere die jüngeren Studienteilnehmer in ihrer Kritik deutlicher sind als die älteren.

 

 

Zugleich meint eine große Mehrheit von insgesamt 60 Prozent, dass es im Bildungssystem wenig gerecht zugeht. Lediglich fünf Prozent glauben uneingeschränkt, dass das Bildungssystem allen die gleichen Chancen bietet. 22 Prozent stimmen dieser Aussage überhaupt nicht zu. Die jungen Deutschen sehen jedoch nicht nur im Bildungssystem Gerechtigkeitsmängel. Immerhin 86 Prozent der Teilnehmer kritisieren eine Zunahme der Ungleichheit in Deutschland insgesamt.

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