Die digitale Demokratisierung: Was tun, wenn die Aufmerksamkeitsspanne durch die Medienflut schwindet?

Was bedeutet Kino in Zeiten von Netflix, Amazon Prime oder Maxdome? Wenn gerade eine jüngere Generation, die Digital Natives, quasi online aufwächst und althergebrachte Massenmedien hinter sich lassen und zu neuen Formaten streben? Wenn ihre Aufmerksamkeitsspanne für einen einzelnen Filminhalt nur noch wenige Minuten hält, da sie doch über Youtube, Facebook, Instagram & Co. sozialisiert wurden und werden, Online-Welten, die im Minuten- oder Sekundentakt die Inhalte wechseln? Diesen Fragen muss sich die Filmbranche stellen und so wird überall auf der Welt von Produzenten, Verleihern und auch auf den vielen Filmfestivals wie Cannes, Sundance oder der Berlinale diskutiert, wie mit diesem Phänomen umzugehen ist. Auch bei den Independent Days in Karlsruhe beschäftigt man sich mit diesem Phänomen.

Das Format des Kurzfilms bot sich schon immer an, insbesondere auch jungen Menschen in kurzer Zeitdauer eine Geschichte zu erzählen und in dieser auch bestimmte Botschaften zu vermitteln. Und sie zu Film- und Kinoliebhabern zu erziehen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Vielmehr feiern kurze Formate gerade durch die Bedingungen des Internets ihren Erfolgszug auch online. Aber gerade den Genuss eines hochwertigen Films auf dem „Big Screen“, der Kinoleinwand zusammen mit anderen Zuschauern kann eigentlich kein Heimkino, kein Smart TV und besonders kein Mobile Device ersetzen.

 

Auch wenn Bewegtbilder, hier auch Filme, immer leichter online verfügbar sind, gerade solche, die nicht über die komplexen Vertriebsstrukturen großer Filmverleiher verbreitet werden, so übernehmen Filmfestivals eine weitaus wichtigere Funktion ein. Denn steht hinter der Programmauswahl ein qualifiziertes Fachgremium, das nach vielen verschiedenen Kriterien aus den Filmeinreichungen eine Auswahl trifft. Ausgesucht werden Filme, die bestimmte Anforderungen erfüllen, programmatisch aktuellen Themen zugeordnet werden können und sich durch einen außergewöhnlichen Stil, eine herausstechende Erzählweise oder eine besondere Handschrift der Filmemacher auszeichnen.

 

Auf der Leinwand zu sehen bekommt das Publikum so eine zertifizierte Selektion, eine Positionierung auch des jeweiligen Filmfestivals im großen Auswertungs-Circuit. Denn jedes Festival hat hier eine ganz spezifische Ausrichtung, die den hier gezeigten Filmen ein Label verleiht, das neben Qualität auch für einen ganz bestimmten Anspruch steht, den die Festivalmacher verfolgen.

 

Der Mehrwert eines Festivals ist so die Zertifizierung eines Films durch dessen Auswahl, aber auch die damit verbundene Präsentation, die den Filmemachern direkt vor Ort im Kino im Austausch mit dem Publikum widerspiegelt, wie ihr Film gewirkt hat. Und dieses persönliche Feedback kann kein Online-Forum und keine Kommentarspalte eines Videostreaming-Dienstes ersetzen. Denn dieses kann sich nicht hinter der Anonymität des Internets verbergen, wo nur allzu oft – und nicht zuletzt hierdurch – ein scharfer bis verletzender Tonfall herrscht.

 

Dahingegen können sich sowohl die Filmemacher als auch das Publikum der Independent Days auf viele spannende Diskussionen freuen, bei denen auch Kritik sicherlich nicht zu kurz kommt, aber die wunderbare Atmosphäre eines Filmfestivals unterstreicht. Und diese ist entgegen der digitalen Einsamkeit durchaus vorzuziehen.