In zwei Wochen ist es soweit: Zum Auftakt des Kunstmessejahres vereinen sich 208 Galerien aus 16 Ländern in den Karlsruher Messehallen zur art KARLSRUHE (21.-24.02.). Die Hallen werden zum Schauplatz für Kunst aus einer Spanne von über 120 Jahren und ziehen rund 50.000 Kunstliebhaber nach Karlsruhe.
Ewald Karl Schrade, Kurator der art KARLSRUHE, spricht in einem Interivew über die renommierte Kunstmesse als Ort der Inspiration.
Frage: Als Kurator der art KARLSRUHE haben Sie von Anfang an darauf geachtet, dass Sie nicht nur das gesamte kunsthistorische Spektrum seit etwa 1900 bis in die jüngste Gegenwart bieten können. Sie haben Aussteller mit unterschiedlichsten Programmen berücksichtigt – von der Klassischen Moderne bis zur Street Art. Ihnen war es zudem wichtig, dieser Messe mehrere Standbeine und damit ein eigenes Profil zu geben. Welche Idee steckt dahinter?
Ewald Karl Schrade: Die art KARLSRUHE braucht – wie alle Kunstmessen – eine Identität, die sich aus dem Zusammenwirken aller Beteiligten ergibt, die natürlich auch etwas mit ihrem Ort zu tun hat. Wir wollten uns deutlich von anderen Messen absetzen und haben dabei schon in der Gründungsphase die Idee entwickelt, mit großzügigen Skulpturenplätzen und vielen One Artist Shows sowohl Künstler und Galeristen als eben auch das Publikum zu überzeugen. Beide Angebote, die von den Ausstellern nach wie vor intensiv genutzt werden, dienen einerseits einer umfangreicheren Präsentation einzelner künstlerischer Handschriften, andererseits führen sie dazu, dass die Messehallen nicht überladen wirken, sondern ein schönes Gesamtbild bieten.
Frage: Sie machen sich alljährlich viele Gedanken, wenn Sie nach der Beirat-Sitzung und dem Zulassungsverfahren die rund 200 Aussteller platzieren müssen. Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, wer wo seinen Messestand aufbauen kann?
Ewald Karl Schrade: Weil die art KARLSRUHE keine kleine Messe ist, sondern in allen vier Hallen stattfindet, muss ich vor allem die Besucher im Visier haben. Sie benötigen Orientierung, um den Parcours stressfrei wahrnehmen zu können. So gilt es, einen kompletten Rundgang möglich zu machen, aber auch die Chance zu geben, als Sammler zunächst gezielt in jene Hallen zu gehen, die das Gesuchte bieten. Wer also hochkarätige Klassische Moderne bevorzugt, steuert die Halle 3 an. Wer sich für Fotografie und/oder Editionen interessiert, darf sich auf die Halle 1 freuen.
Frage: Und wie lösen Sie das Problem, auch die Aussteller selbst zufriedenstellen zu müssen? Steckt nicht ein hohes Konflikt-Potential in der Aufgabe, die Galeristen mit ihren Kunstwerken dort unterzubringen, wo sie sich die meiste Beachtung erhoffen?
Ewald Karl Schrade: Grundsätzlich richtig. Wer als Teilnehmer investiert und selbst tagelang im Messe-Einsatz ist, will im optimalen Umfeld arbeiten. Im Laufe der Jahre haben sich viele Nachbarschaften und auch Freundschaften zwischen den Galeristen ergeben, so dass wir teils auf vertraute, bewährte Platzierungen setzen dürfen. Freilich auch zum Vorteil der Sammler und der anderen Kunstfreunde, die oft schon beim Zugang zur Messe wissen, wo sie ihre Favoriten finden. Gottlob haben wir in Karlsruhe ein überaus entspanntes Verhältnis zu allen Ausstellern. So geht es letztlich immer um Argumente, um die beste Lösung für alle und eben die art KARLSRUHE.
Frage: Weil Sie selbst als Aussteller an vielen Messen und vom Gründungsjahr 2004 an in Karlsruhe teilnehmen, kennen Sie die Anforderungen bestens und wissen genau, was Galeristen erwarten, wenn sie ihre Stände beziehen, wenn die Hängung fällig ist. Was ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Messe-Beteiligung?
Ewald Karl Schrade: Es geht dabei niemals nur um hohe Hallen, breite Gänge und hervorragendes Licht, sondern immer auch um die Stimmung, die seitens der Messeleitung verbreitet wird, um den engagierten Service, der in Karlsruhe selbstverständlich ist. Ich denke, der gute Ruf, den wir haben, resultiert auch aus dem achtsamen Umgang miteinander.
Frage: Von den Menschen zu den Objekten, zu den ausgestellten Werken. Auf welche freuen Sie sich am meisten, was erwarten Sie von der 16. art KARLSRUHE?
Ewald Karl Schrade: Gewiss haben Sie Verständnis dafür, wenn ich aus einer Liste von rund 1 500 beteiligten Künstlern und etlichen tausend Werken keine einzelnen Beispiele nennen mag. Ich freue mich schließlich darauf, dass wir ein derart breit angelegtes Spektrum bieten können, sowohl kunsthistorisch als auch in Bezug auf die Preisgestaltung. Gerade für die Einsteiger unter den Sammlern zeigen wir etwa im Rahmen der Grafik-Sonderschau, wie man sich behutsam der Kunst nähern kann.
Frage: Ob kostengünstige Grafik oder hochkarätiges Unikat – letztlich geht es immer um Kunst, und so drängt sich die Frage auf, wie Sie die art KARLSRUHE verortet sehen wollen. Als Museum? Als Marktplatz?
Ewald Karl Schrade: Vielleicht ist dieser Marktplatz auch als Museum zu sehen, das kann gut sein. Ganz sicher ist die art KARLSRUHE aber ein Ort der Inspiration, wo sich alle Branchen-Mitglieder, ob Produzenten, Galeristen oder Käufer, anregen lassen dürfen.